Skirt Club - Zelebrierung der Weiblichkeit

Wer von euch hat schon einmal vom Skirt Club gehört oder war bereits sogar Gast?

Ungefähr zehn Partys im Jahr in Europa – der Rest hauptsächlich in Amerika oder auf dem asiatischen Kontinent verteilt. Die Partys in New York, London, Los Angeles und San Francisco genießen bereits Kult-Status und versprechen nicht bloß ein erstklassiges Niveau, sondern halten es auch. Die Promo und Aufmachung der Website ist edel, fast schon high Class.

Feminin, aber nicht mädchenhaft.

Es wird schnell deutlich, dass hier auf einem hohen Niveau den bisexuellen Gelüsten gefrönt wird. Die Zielgruppe sind in erster Linie eindeutig bisexuelle Frauen, durchaus auch vergeben. Lesbische Frauen scheinen eher im Hintergrund, zumindest werden auch sie wahrscheinlich nicht direkt von der Werbung des Skirt Clubs angesprochen. Nicht bloß Bisexuelle, sondern vor allem bi-neugierige Frauen erhoffen die Gastgeberinnen sich als Gäste auf ihrer Party, zumal hier ein sicherer Raum für versteckte oder unterdrückte Fantasien bereitgestellt wird.

Das stimmt.

Es handelt sich zumeist um ein Apartment und so war es auch an diesem Abend im frühsommerlichen Berlin. Ein kleines Apartment mit zwei Schlafzimmern. Im Wohnzimmer waren außerdem eine Bar und weitere Sitzmöglichkeiten, die später zu F+++wiesen umfunktioniert wurden.

Die Atmosphäre unterstreicht erneut meinen Eindruck der überwiegend bisexuellen und bi-neugierigen Frauen, denn man kann die Anspannung der ersten Minuten förmlich in der Luft knistern spüren. Aber das ist menschlich und irgendwie macht es das Ganze auch unglaublich sympathisch und authentisch. Die Gastgeberinnen und Hostessen geben sich Mühe und holen jede Frau persönlich ab, verwickeln sie kurz in ein Gespräch und versorgen sie mit Drinks.

Zugegeben, nicht ganz so hochwertig wie die Promo suggeriert hatte,

…aber immerhin schmeckte es und tut gut um die ersten Eindrücke entspannt zu verarbeiten. Das Motto der Veranstaltung an diesem Abend ist Feline Fetisch inklusive BDSM Workshop. Wow. Für die erste Frauensexparty auf jeden Fall eine Herausforderung, wobei diese sexuelle Spielart seit geraumer Zeit nicht gänzlich uninteressant für mich persönlich ist, weswegen ich mich insgeheim auch sehr darauf freute.

Zugegeben, auch hier weichen die Erwartungen

…bereits nach kurzer Zeit der Realität und die vorgestellte verruchte Fetisch Atmosphäre kommt in dem nett, aber recht pragmatisch eingerichtetem Apartment nicht wirklich zum Vorschein. Auch der Workshop findet zu Beginn des Abends und somit im hellen statt. Verkehrssprache auf den Partys ist English, denn viele der Teilnehmerinnen reisen von weiter her an und gehören zur Community.

Es stimmt schon:

Das Ganze bekommt eine gewisse Anonymität, wenn die eigene Muttersprache nicht ständig präsent ist. Das Programm, wozu außerdem noch eine Tanzeinlage einer Burlesque Tänzerin gehörte waren eher kurzgehalten und vor allem die Tänzerin kam, aufgrund einer fehlenden vernünftigen Musikanlage, nicht ganz auf ihre Kosten.

Zugegeben, an der ein oder anderen Stelle hätte frau

…etwas mehr investieren und Liebe zum Detail – oder Deko – reinstecken können. Aber das sollte der Stimmung letztlich alles keinen Abbruch tun. Nur um gerade den exklusiven Eintrittspreis von 80 – 110€ (je nach Ticketphase) exklusive Work-Shop zu rechtfertigen, hätte auf jeden Fall mehr Exklusivität vorherrschen können. Auch was die Auswahl an Spirituosen betraf.

Versteht mich nicht falsch:

Die Drinks waren lecker und hatten geile Namen. Ich muss immer noch grinsen, wenn ich daran denke. Es war auch genug da und frau wurde immer versorgt. Es gibt verständlicherweise keine Bilder von den Partys und auch die Promo beschränkt sich in erster Linie auf das Programm und exzellente, heiße Bilder von Frauen, offensichtlich Models, in verführerischen Posen und mit frechen Sprüchen versehen.

Zugegeben, sehr ansprechend.

Aber eine viel spannendere Erkenntnis war eine andere, denn ich muss ehrlich sagen, dass die meiste Nervosität meinerseits im Vorhinein daher rührte, an dem Abend nicht authentisch sein zu können. Authentisch in dem Sinne, dass ich sonst nicht die Frau bin, die ihre Weiblichkeit großartig zelebriert und in dementsprechender figurbetonter, spitzenverzierter, leichter Kleidung und Strapsen durch die Gegend rennt – geschweige denn auf hohen Schuhen. Ich find mich halt auch ohne einfach groß genug, größer als die meisten Frauen. Die High Class Promo hatte in mir Vorstellungen geweckt, die beim Eintreten recht schnell verflogen und alle Nervosität war auch damit dahin.

Der Zeitraum war begrenzt,

…es gab ein festes Ende. Das führte zuerst zu dem Gefühl, etwas Druck zu haben, was in der Situation natürlich nicht besonders förderlich ist. Allerdings muss ich sagen, dass es letztlich total egal war, denn zu dem Zeitpunkt, als meine Begleitung und ich die Orgie – ja, zum Schluss hatten wirklich viele Spaß und die Stimmung war hemmungslos und frei – verließen, schienen die meisten zufrieden mit dem Verlauf und dem Moment zu sein.

Mir ist mal wieder bewusst geworden,

wie sehr eine Situation von den eigenen Erwartungen abhängt. Am Ende war ja doch irgendwie für jeden etwas dabei, kommt eben drauf an, was frau zu suchen geglaubt oder zu finden sich erhofft hat. Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass die Promo keineswegs eine reine Illusion war. Die Events in London und Amerika sollen eine ganz andere Dimension haben – auf allen Ebenen. In Berlin ist es vielleicht noch ein wenig zu früh, um den gleichen Anspruch an das Event zu erheben. Es erfüllt durchaus die gleichen Sehnsüchte und bedient dieselben Wünsche, jedoch alles auf einem normalen Niveau. Ich sage bewusst normal anstatt niedrigeren, denn es war nichts von alledem schlecht oder weniger Wert. Vielleicht sollte in Zukunft nur etwas verhältnismäßiger geworben, kalkuliert und umgesetzt werden, zumal ein Motto wie BDSM natürlich von Anfang an eine Erwartungshaltung jenseits des Dungeons entstehen lässt, der es schwer gerecht zu werden ist.

Bodyshaming oder ähnliches

…habe ich keinen Moment erlebt oder mitbekommen. Auch unangenehme Situationen unter den Gästen gab es nicht. Alle Frauen schienen sich sehr wohl, sicher und frei zu fühlen. Empfehlen würde ich den Skirt Club daher all denjenigen, die sich bis jetzt vielleicht noch nicht getraut haben oder einfach nur ab und an mal Lust auf das schöne Geschlecht oder einfach nur die Zelebrierung der eigenen Weiblichkeit haben. Lasst euren Sehnsüchten freien Lauf und genießt in einem geschützten Raum geschützten Verkehr – ja es ist an jeder Ecke für alles gesorgt – und taucht eine Nacht in eine andere Welt ein.

Ich bin auf jeden Fall froh

…dabei gewesen zu sein und habe an dem Abend viel über mich gelernt – auch im Nachhinein noch. Danke dafür und danke außerdem für die freundliche Begrüßung, herzliche Aufnahme in die Community und Ermöglichung dieser Erfahrung in einem sicheren Rahmen, der mir bereits beim Eintritt ein Gefühl der Offenheit und Authentizität auf surreale Art und Weise vermittelt hat.

Menschlichte Sehnsüchte und Fantasien in Latex.  

Instagram: @skirtclub

Website: skirtclub.co.uk

Bild: Stefan Beutler (@stefanbeutler)

Erschienen in:

Hey Sister! Blogazine, 20.07.2019