Was mich meine schlaflosen Nächte gelehrt haben.

Dunkelheit kann schützend wirken, weil Dinge weniger präsent und somit weiter weg erscheinen. Im Schutz der Dunkelheit passieren Dinge, die nicht ans (Tages-)Licht kommen sollen.

Nachts herrscht, zumindest gefühlt, weniger Erwartungsdruck. (Fast) Alles schläft und der Alltag spielt sich für die meisten von uns tagsüber ab.

Nachts bleibt daher Zeit sich mit Dingen zu beschäftigen, vor denen wir am Tag gern die Augen verschließen. Weil es einfacher ist, Dämonen und negative Gedanken zu ignorieren, die uns dann einholen, wenn wir wach liegen oder in unseren (Alb-)Träumen mit ihnen zu kämpfen haben.

Schlaflosigkeit macht mürbe, die Mauern werden instabil, bekommen Risse. Es ist schwerer, sich gegen die Dämonen zu wehren, zumal die Ablenkung fehlt.

Unser Unterbewusstsein lässt sich nicht austricksen, auch wenn wir uns das manchmal gerne einreden würden. Verdrängung ist immer nur eine temporäre Strategie, die uns glauben lässt, wir hätten bereits mit den Dingen abgeschlossen, die uns verletzt haben.

So einfach ist das aber nicht.

Egal, wie sehr wir uns bemühen, vor ihnen wegzulaufen, den negativen Gefühlen, die irgendwann zu Dämonen werden und uns heimsuchen, wenn wir am wenigsten damit rechnen. Aber auch das ist bloß eine Illusion, denn eigentlich, wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, haben sie ihren Besuch bereits im Vorhinein angekündigt.

Egal, wie lange wir versuchen, sie bewusst zu ignorieren, holen sie uns doch am Ende wieder ein. Denn stark zu sein, durchzuhalten, gute Miene zum bösen Spiel machen, erfordert Kraft. Ja, es ist ein Kraftaufwand, die Maske aufrechtzuerhalten, aus Angst unser Gesicht zu verlieren.

Aber haben wir unser Gesicht nicht bereits in dem Moment verloren, als wir die Maske aufsetzten?

An manchen Tagen zwickt sie mehr, an manchen wiederum weniger. Wer sich gern verkleidet weiß, wie unangenehm so eine Maske sein kann. Die Haut darunter fängt an zu schwitzen, es juckt, Luft holen fällt schwer… wie passend.

Ungefähr so fühlt sich auch eine Panikattacke an, oder emotionale Überforderung. Wir fühlen uns nicht mehr wohl in unserer Haut. Unterdrückte Gefühle bahnen sich unkontrolliert ihren Weg an die Oberfläche. Was bleibt ist das Gefühl, den eigenen Körper nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Überforderung.

Gedankenstrudel entstehen im Kopf, Schwindelgefühle erlebt der Körper. Alles, was wir versucht haben zu unterdrücken, wirkt sich nun auf unsere Standfestigkeit aus. Uns wird, wortwörtlich, der Boden unter den Füßen weggerissen. Wir schwanken.

Eine Achterbahnfahrt - der Gefühle. Erschreckend, einschüchternd und bedrohlich zugleich.

Wie schön wäre es, jetzt einfach nur zu schlafen, um die damit einhergehende Leere nicht zu fühlen. Alles wirkt wenig greifbar, Hilflosigkeit macht sich breit.

Die Angst davor, die Kontrolle zu verlieren, manifestiert sich immer mehr. Die Angst davor, dass die Dämonen das Zepter übernehmen, wächst. Was würde wohl passieren, wenn sie fortan das Sagen haben, fragen wir uns dann.

Aber vor allem: Was wollen sie uns sagen?

Die Antwort kann erschütternd sein und uns gleichzeitig dabei helfen, sie loszuwerden. Wenn wir bereit sind, ihnen zuzuhören, mit ihnen zu verhandeln.

Die unterhaltsamsten Gesprächspartner sind sie nicht, keine Frage, dafür die ehrlichsten. Es lohnt sich ihnen zuzuhören, schließlich haben wir sie selbst erschaffen. Sie ernähren sich von unseren negativen Gefühlen und im Schatten der Verdrängung konnten sie unauffällig wachsen.

Irgendwann sind sie jedoch so groß, dass wir sie nur noch schwer ignorieren können. Es wird Zeit, sich ihnen zu stellen. Dafür müssen wir nicht besonders mutig, sondern lediglich bereit sein. Je früher wir damit beginnen, umso größer ist die Chance, dass sie schnell wieder verschwinden.

Wir haben sie erschaffen, also sind wir auch in der Lage sie zu zerstören.

Es ist 07:10Uhr in der Früh, ich liege seit 03:00Uhr wach.

Guten Morgen Welt!

Ich versuche noch mal zu schlafen.