Europawahl: enttäuschende Ergebnisse.
Und jetzt? Ein Ausblick.
Gastbeitrag: Valentin Frick
Ein Schock geht durch die Reihen – zu Recht, ja, zu Recht! Die AfD erhebt sich mit 16% und ist in mehreren Bundesländern zur stärksten Kraft geworden. Das Blame Game beginnt – liegt es an der Ampel, an TikTok oder vielleicht doch an der Politik der letzten 20 Jahre? Doch wie reagieren wir angemessen auf diese Situation? Für mich ist es entscheidend zu erkennen: Hier stehen wir nun, und vielleicht habe ich eine Idee, wie wir uns daraus befreien können.
Der erste Schritt ist, den Fokus wieder auf die Realität im Großen und Ganzen zu richten. Das bedeutet auch, immer wieder zu betonen, wie privilegiert unser Leben hier in Europa ist. Denn nichts fürchten Nationalisten so sehr wie eine harmonische und zufriedene Gesellschaft. Es liegt an uns selbst, unsere Zufriedenheit zu beeinflussen. Es geht nicht darum, Missstände zu verschweigen, sondern darum, die Dualität unserer Realität anzuerkennen: Wir stehen vor großen Herausforderungen, doch gleichzeitig leben wir in einer Zeit beispiellosen Wohlstands.
Doch der öffentliche Diskurs wird von spalterischen Themen beherrscht, egal ob sie von links, rechts oder der Mitte kommen. Der politische Umgangston ist geprägt von Missgunst und Abwertung. Uns fehlt es an einer Haltung, die Raum für unbequeme Meinungen lässt, selbst wenn sie unseren eigenen Überzeugungen widersprechen. Diese Meinungen auszuhalten und nicht sofort zu bewerten, hilft uns, wieder auf Augenhöhe zu kommen. Diese Augenhöhe ist notwendig, um die Gräben zuzuschütten und gemeinsam an einer lebenswerten Gesellschaft zu arbeiten.
Es braucht einen Wandel weg von der negativen Berichterstattung, die durch die Notwendigkeit geprägt ist, schnell Klicks zu generieren. Leider klicken sich abartige, unverständliche und unmoralische Inhalte am besten. Wir müssen hin zu einer Berichterstattung, die vor allem den abgehängten Teilen unserer Gesellschaft Möglichkeiten und Perspektiven aufzeigt.
Dies ist für mich der Weg der nächsten Jahre: Hin zu den Punkten, die wir selbst beeinflussen können – das sind unsere Empathiefähigkeit, unsere Fähigkeit, Dualität zuzulassen, und vor allem das Wissen und das Vertrauen darin, dass Menschlichkeit, Wissenschaftlichkeit und Vernunft unsere größten Verbündeten sind, wenn es um diese Entwicklung geht.