Nadine Primo

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Wir müssen nicht immer alles mit uns alleine ausmachen

Gastbeitrag von Geraldine

Ich durfte mir diese Woche wieder eingestehen, dass ich entgegen meiner „Performance“ nach Außen, im Innen ziemlich struggle und mir damit selbst im Weg stehe. Dass eigentlich gar nichts okay ist, obwohl ich das ständig behaupte und suggeriere. Immer schön die starke Frau sein, die alles managed, mit so viel Leichtigkeit und immer gut gelaunt. 

Die alles aufnimmt, vorzugsweise noch die Themen aus ihrem Umfeld mitnimmt, weil es so viel einfacher und definitiv komfortabler ist, sich damit zu befassen, als mich ernsthaft und ehrlich mit mir selbst zu beschäftigen. Ihr kennt das, nicht wahr? Super Ablenkung und ich möchte nicht damit sagen, dass es falsch ist, sich mit und um seine Liebsten zu kümmern. Es geht mir lediglich darum, dass wir es doch ganz gerne zum Anlass nehmen, uns nicht mit uns selbst beschäftigen zu müssen. Unzulänglichkeiten, Schmerz, Angst etc. zu vermeiden. Da bin ich persönlich ganz groß drin. 

Nach außen tough und selten schwach. Und das alles nur, um mich zu schützen. Nicht, dass ich wirklich überzeugt wäre, mich vor allem und jedem Mensch schützen zu müssen, nur habe ich mir das im Laufe meines Lebens antrainiert und bin dahingehend konditioniert. Es gibt nicht viele Menschen, die dadurch blicken und sofort merken, dass mit mir doch was nicht stimmt. Die mich lesen können und mir auch nicht alles abkaufen. Und es gibt noch weniger Menschen, bei denen ich das zulasse, vor denen ich mich verletzlich zeigen kann. Meistens schäme ich mich davor mir selbst einzugestehen, dass ich wieder abdrifte, obwohl ich doch einigermaßen fokussiert durchs Leben gehe. Auch tut es mir weh zu erkennen, dass ich durch meinen „Schutzmechanismus“ so hart werde und meinen Liebsten damit total vor den Kopf stoße und sie damit teilweise auch verletze. 

Es braucht so viel Mut diese Weiche zuzulassen und mich von meiner zerbrechlichsten Seite zu zeigen. Doch ich wurde bislang nicht enttäuscht, seitdem ich lerne mich dahingehend zu öffnen und mich mitzuteilen. Ganz im Gegenteil: ab dem Moment wo ich mich öffne und mitteile, entsteht Raum für Wachstum. Ich wachse über mich hinaus, weil ich es wage meine Komfortzone zu verlassen. Ich lasse meine Ängste zu, konfrontiere mich mit meinen Unsicherheiten und versetze mich dadurch in die Lage, achtsam mit mir umzugehen. Zu verstehen was das mit mir macht und wo das herkommen könnte. Und erst dann befähige ich mich zu Erkennen und mögliche Schritte abzuleiten um wieder in meine Kraft zu kommen. Um weiter zu kommen und nicht länger im Kreis zu drehen. 

Es ist total legitim vom Weg abzuweichen, auf der Stelle zu stehen und nicht zu wissen, wo es eigentlich hingehen soll. Manchmal müssen wir auch einfach nur nachjustieren. Aber sobald wir ins Stocken geraten, unzufrieden sind und morgens einfach nicht aufstehen wollen, weil es gefühlt nichts gibt, wofür es sich zum aufstehen lohnt, dann wäre ein guter Zeitpunkt den Blick nach Innen zu lenken. Wir sind alle nur Menschen mit Gefühlen, Unsicherheiten, Wünschen und so vieles mehr. 

Und wir müssen nicht immer alles mit uns alleine ausmachen.

Danke Gera für diesen wundervollen und wichtigen Beitrag. Nicht nur aktuell ein sehr wichtiges Thema. Innenleben, Seelenfrieden, Ablenkung, Performance… alles Dinge, die einigen von uns sicherlich bekannt vorkommen. Ich selbst entdecke mich in deinen Worten, deinen Gedanken wieder.